Die Mitglieder des Klimabündnisses Lippstadt und weitere Interessierte haben sich zur alljährlichen Mitgliederversammlung in der Mensa des Realschulzentrums Dusternweg unter dem Motto „Lippstadt auf dem Weg zur Wärmewende“ ausgetauscht. In der Versammlung wurde ein Blick auf gute Ansätze in der Decarbonisierung der Wärmeversorgung in Lippstadt geworfen und ein Ausblick auf die große Aufgabe „Wärmewende“ gewagt.
Das Energiekonzept des neuen Stadthauses wurde von Patrick Reibeholz, isw Ingenieur GmbH, vorgestellt. Das Stadthaus wird im KfW-40-Standard errichtet und soll zu 100% mit einer Geothermie-Wärmepumpe versorgt werden. Dazu sollen 32 Erdsonden in 190m Tiefe und 95 Energiepfähle in 8 bis 12m Tiefe in die Erde gebracht werden, die das Stadthaus mit Wärme und Kälte versorgen sollen. So kann konsequent auf fossile Brennstoffe verzichtet werden. Auf den Dachflächen des Stadthauses soll eine Photovoltaikanlage mit ca. 128 kWp installiert werden, die primär für den Eigenstrombedarf vorgesehen ist. Ein Batteriespeicher ist zurzeit wirtschaftlich nicht darstellbar, da der Eigenverbrauch überwiegend während der Betriebszeit erfolgt. Die Beleuchtung wird ausschließlich in LED-Technik erfolgen. Das Stadthaus wird mit einem Regenwassertank ausgestattet. So kann das Regenwasser für die WC- und Urinal-Spülung und für die Bewässerung der Außenanlagen genutzt werden.
Die erneuerte Heiztechnik in den Turnhallen am Realschulzentrum Dusternweg wurden von Reinhard Schomacher, Mitarbeiter des Fachdienstes Gebäudewirtschaft der Stadt Lippstadt, erläutert. Hier kommt eine Hybrid-Anlage aus Gaskessel und Luft-Wärmepumpen zum Einsatz. Aufgrund des hohen Bedarfs an Heißwasser für die Duschen konnten die Hallen nicht komplett über Wärmepumpen versorgt werden. Perspektivisch soll der Strombedarf für die Wärmpumpen über eine PV-Anlage teilweise gedeckt werden.
Birgit Specovius vom Fachdienst Stadtplanung und Umweltschutz ging auf gesetzliche Grundlagen und Ziele der kommunalen Wärmeplanung ein, die die Stadt Lippstadt spätestens Mitte 2028 vorlegen muss. Aufgrund der hohen staatlichen Förderung von 90%, die noch für dieses Jahr gilt, und um Planungssicherheit für Unternehmen und für die Bevölkerung zu gewährleisten, soll noch in diesem Jahr ein Förderantrag gestellt und im kommenden die kommunale Wärmeplanung mit externer Unterstützung vorangebracht werden. Birgit Specovius stellte auch die gemeinsame Ausbildungsoffenive "Handwerker. Klimaschützer von Beruf" der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe, des Netzwerkes "Sanieren mit Zukunft" im Kreis Soest sowie der Städte Soest und Lippstadt vor. Das Ziel ist dem Fachkräftemangel im Handwerk zu begegnen, Jugendliche für den Klimawandel zu sensibilisieren und junge Menschen für einen handwerklichen Beruf zu begeistern.
In dem Vortrag des Lippstädter Effizienzexperten Matthias Radin ging es um die energetische Gebäudesanierung und wie die Wärmewende insgesamt gestaltet werden kann. Ausgangspunkt ist der Strombedarf für eine Gebäude und die Mobilitätswende für den Transformationsprozess. Er führte aus, dass die Vernetzung und Digitalisierung dabei eine große und entscheidende Rolle spielen wird. Das gilt für ein Gebäude, ein Quartier und letztendlich für die gesamte Stadt.
Herr Timmermann von der GWL Lippstadt und Herr Lempke vom Architekturbüro BLA. Ballhorn Lempke Architekten stellten Großmodernisierungsprojekt der Wohnanlage Juchaczstrasse 2/4 in Lippstadt vor. Das Quartier wird als „KlimaQuartier.NRW" vom Land als besonders klimafreundliches Projekt gefördert. Dabei werden sowohl energetische Aspekte wie auch städtebauliche und soziale Gesichtspunkte berücksichtigt. Hier sollen in zwei Geschosswohnbauten insgesamt 76 Wohneinheiten in den Jahren 2024 und 2025 umfassend energetisch saniert (Fenstertausch, Dächer, Fassadendämmung, Heizkörper) und modernisiert (Sanitär, Elektro, Balkpne) werden. Das Wärmekonzept sieht 34 mögliche Erdwärmesonden unter den neuen Parkplatzflächen in bis zu 150m Tiefe vor. Photovoltaikanlagen auf den Dächern und Fassaden sorgen für die Stromversorgung. Der Außenbereich wird völlig neu strukturiert mit dem Ziel, im zentralen Bereich zwischen den Gebäuden einen Quartiersplatz mit Spiel- und Sportmöglichkeiten sovwie viel Grün und Aufenthaltsqualität zu schaffen.
Zum Abschluss gab es von Mira Hennerkes, Mitarbeiterin der Stadt Lippstadt im Bereich Smart-City, noch ein Update zum Projekt „Stadtosphäre“ und zur „Ideenstadt“. Sie teilte mit, dass man nun für die Projektideen im Bereich "Nachhaltiger Konsum" auf der Homepage der Ideenstadt bis zum 17.12.2023 abstimmen kann. Für die Bereiche Sanieren und Mobilität ist die Abstimmungsphase in der Vorbereitung. Zur Bewertung der Ideen befindet sich aktuell ein Bewertungstool zur Treibhausgasminderung der Ideen in der Testphase. Diese Tool soll demnächst vor der Abstimmung der Ideen eingesetzt werden. Für Januar 2024 ist ein "Methoden-Training" für Projektverantwortliche zur Ideenumsetzung geplant.